Letztes Update: 09.02.2024

Interessierst du dich für abstrakte Landschaftsfotografie? Ich habe mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt und möchte meine Begeisterung dafür in diesem Artikel mit dir teilen, dir einige Fotografien näher vorstellen und meine Herangehensweise an solche Bilder erklären.

Abstraktes Landschaftsfoto Fluss
Abstrakte Flusslandschaft in Island | Zum Bild

Einstellungen: F/2.8 | 1/200 Sekunde | EV-0,33 | ISO100 Ausrüstung: DJI Air 2S & Polfilter für die Drohne

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Was ist abstrakte Landschaftsfotografie

Abstrakte Landschaftsfotografie erfreut und fasziniert mich immer mehr, je länger ich mich damit beschäftige. Diese Form der Landschaftsfotografie ist nämlich vor allem durch eine künstlerische Herangehensweise an die Fotografie geprägt, bei der Landschaften eben auf eine abstrakte und nicht zwingend realistische Weise dargestellt werden.

Herbststimmung
Herbststimmung | Zum Bild

Einstellungen: F/5.6, 1/200 Sekunde, ISO200, EV-0,33 | Ausrüstung: Sony RX100 VII

Im Gegensatz zur traditionellen Landschaftsfotografie, die oft darauf abzielt, die natürliche Schönheit einer Szene möglichst nahe an der Realität einzufangen, konzentriert sich die abstrakte Landschaftsfotografie darauf, Formen, Farben, Muster und Strukturen stärker in den Fokus zu rücken und zu betonen.

Schon bei der „normalen Landschaftsfotografie“ mag ich eher den künstlerischen Ansatz, bei dem du deine eigene Interpretation der Natur mit deinem Foto zeigst, anstatt nur eine schnöde, nüchterne, emotionslose und dokumentarische Tatortfotografie davon zu knipsen. Aber das ist letztendlich Geschmackssache. Die abstrakte Landschaftsfotografie lässt mich diesen Ansatz jedenfalls noch freier ausleben.

Warum abstrakte Landschaften fotografieren

Die abstrakte Landschaftsfotografie gibt uns Fotografen zudem die Freiheit, uns noch kreativer über unsere Fotos und die damit verbundene Interpretation der Realität auszudrücken. Dabei können wir die gesamten fotografischen Möglichkeiten erkunden und die Grenzen der traditionellen Landschaftsfotografie ohne schlechtes Gewissen überschreiten.

Bei dieser Form der Landschaftsfotografie geht es noch mehr darum, die emotionale Wirkung der Landschaft auf dich selbst einzufangen und im besten Fall über das Foto an den Betrachter zu kommunizieren und ihn so zum Nachdenken oder sogar zum Träumen anzuregen.

Realität
Realität | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 1/60 Sekunde, ISO200, EV-0,33 | Ausrüstung: Nikon D850 + Nikkor 70-300mm + Polfilter + Stativ

Bei solchen abstrakten Bildern springt das Motiv dem Betrachter nicht direkt ins Gesicht, sondern offenbart sich erst, nachdem einige Zeit investiert wurde, um das Bild zu durchschauen. Abstrakte Landschaftsfotografien haben meistens keinen typisch klassischen Bildaufbau mit einem prägnanten Bildvordergrund, einer Mitte und dem Hintergrund, bei dem du einfach nach dem bekannten Schema-F vorgehst, um so mehr Dreidimensionalität im zweidimensionalen Foto zu erzeugen. Abstrakte Fotos haben diesen Anspruch meistens gar nicht.

Damit dir trotzdem eine starke Bildkomposition gelingt, musst du abstrakte Bilder noch stärker previsualisieren, damit du vor Ort mit der Kamera überhaupt weißt, was genau du wie fotografieren musst, um später zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Denn das ist ja mit dem bloßen Auge (meistens) gar nicht zu sehen, da es bisher nur als Idee in deinem Kopf existiert.

Abstrakte Motive und Bildkompositionen finden

Das Sehen und Finden von gelingenden Bildkompositionen ist schon bei der normalen Landschaftsfotografie nicht einfach, aber bei der abstrakten Landschaftsfotografie noch ein mal einen Tick schwerer. Das Problem ist wie oben schon beschrieben, dass du die Bilder ja nicht unbedingt eins zu eins in der Realität sehen kannst, sondern dass sie erst in deinem Kopf oder mit dem Blick durch die Kamera entstehen müssen.

Top Down Foto Steg
Top Down Foto Steg | Zum Bild

Einstellungen: F/2.8 | 1/500 Sekunde | ISO100 Ausrüstung: DJI Air 2S & Polfilter für die Drohne

Das Schwierige dabei ist, die gestalterischen Möglichkeiten vor Ort zu erkennen und dann das Bild aus deinem Kopf gezielt durch das Verwenden der richtigen Aufnahmetechniken (wie beispielsweise eine Langzeitbelichtung) in der Kamera oder später bei der Bildbearbeitung entstehen zu lassen.

Achte aber trotzdem auf die Grundprinzipien der Bildkomposition, auch wenn du abstrakte Bilder erstellst. Denke an Dinge wie den Goldenen Schnitt, die Führungslinien und das Spiel mit Symmetrie und Asymmetrie. Experimentiere mit verschiedenen Blickwinkeln, um neue Perspektiven zu entdecken, denn manchmal kann auch schon eine kleine Änderung des Blickwinkels und der Kameraposition zu einer abstrakten Darstellung des Motivs führen.

📸 Tipp: In meinem Artikel über die klassischen Regeln der Bildkomposition kannst du bei Bedarf noch mal die Grundlagen auffrischen.

Aufnahmetechniken für abstrakte Landschaftsfotografie

Bei der abstrakten Landschaftsfotografie können normale Landschaftsansichten durch verschiedene Aufnahmetechniken, Methoden und Ansätze verfremdet werden, um dem Betrachter eine abstrakte künstlerische Interpretation davon zu bieten. Dazu gehören beispielsweise die folgenden sieben Methoden, Aufnahmetechniken und unterschiedlichen Formen der abstrakten Landschaftsfotografie.

Langzeitbelichtung

Die klassische Langzeitbelichtung kennst du sicher schon. Die Verwendung langer Belichtungszeiten kann Bewegungen von Elementen wie Wasser oder Wolken erfassen und so abstrakte Muster oder leere Räume erzeugen. Das Motiv wird dabei nicht nur den Bruchteil einer Sekunde belichtet, um gerade genug Licht einzufangen, damit das Histogramm schön ausgeglichen und das Foto richtig belichtet ist, sondern um ein Vielfaches länger.

Am dramatischsten wird der Effekt natürlich bei sich bewegenden Motiven sichtbar. Ziehen z.B. dicke Wolken am Himmel über die Landschaft oder schlängelt sich ein wilder Fluss durch ein enges Tal, werden die Bewegungen im Himmel bzw. im Wasser dadurch im Foto sichtbar.

Ocean Serenity
Windstille und Nebel an der Ostsee | Zum Bild

Einstellungen: F/5.6, 30 Sekunden, ISO64 | Ausrüstung: Nikon D810 + Nikkor 16-35mm + Polfilter

Das Beispielbild oberhalb zeigt eine typische Buhne an der Ostsee bei dichtem Nebel während der Blauen Stunde in Kombination mit seltener Windstille an der Küste. Durch die lange Belichtungszeit ist das Wasser ringsum die Buhne komplett glatt und alle Wellenbewegungen sind verschwunden. Durch den Nebel verschwindet außerdem die Horizontlinie komplett und das Bild wirkt dadurch sehr ruhig und abstrakt.

Bewegung und Unschärfe

Abstrakte Bilder können ebenso durch gezielte Bewegungen der Kamera während der Aufnahme oder absichtliche Unschärfe erreicht werden. Die Belichtungszeit für ein Foto, bei dem die Kamerabewegung im Bild erkennbar sein soll, muss natürlich jenseits dessen sein, was du sonst scharf aus der Hand halten kannst. Das bedeutet, die Faustformel 1 durch Brennweite in Millimetern kannst du hier benutzen, um gezielt ein unscharfes Foto aufzunehmen.

Achte aber darauf, dass generell noch grundlegende Formen und das Motiv an sich in Ansätzen erkennbar sind, sonst kann die Unschärfe auch schnell zu einem undefiniertem Einheitsbrei werden.

Abstraktes Waldfoto
Abstraktes Waldfoto | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 2 Sekunden, ISO200 | Ausrüstung: Canon 5D MkII + Canon L 16-35mm + Polfilter

Beim Foto oberhalb habe ich z.B. die Kamera während der 2-Sekunden-Aufnahme leicht nach unten bewegt. Verlängert habe ich die Belichtungszeit zusätzlich mit einem Polfilter, der außerdem den Glanz von den Blättern im Wald nimmt und das Bild so noch mehr wie ein Gemälde als ein Foto wirken lässt.

Eine weitere Variante diese Aufnahmetechnik ist, mit einem Zoom-Objektiv während der Aufnahme leicht herein- oder heraus zu zoomen. Dadurch entsteht dann eine Art Tunnelblick mit Zogwirkung in das abstrakte Bild hinein.

🔎 Bonus: Im Artikel abstrakte Waldbilder fotografieren beschreibe ich die unterschiedlichen Vorgehensweisen noch einmal genauer anhand von Beispielen und Kameraeinstellungen.

Nahaufnahmen und Details

Durch die Fokussierung auf bestimmte Details oder Muster in der Landschaft können ebenfalls sehr schöne abstrakte Kompositionen entstehen. Dafür brauchst du nicht mal unbedingt ein Makro-Objektiv. Experimentiere einfach mal mit der Naheinstellgrenze deiner vorhandenen Linsen herum und reize diese richtig aus. So lernst du außerdem spielerisch deine Ausrüstung besser kennen.

Abstrakte Detailaufnahme
Abstrakte Detailaufnahme | Zum Bild

Einstellungen: F/5.6, 1/60 Sekunde, ISO200, EV-0,33 | Ausrüstung: Sony RX100 VII + Polfilter für Kompaktkamera

Die Detailaufnahme oberhalb entstand z.B. spontan auf einem winterlichen Spaziergang mit der Kompaktkamera. Ich fand einfach den Farbkontrast der gefrorenen bläulichen Blätter und das leuchtende Gelb des zentralen gelben Blattes sehr interessant. Insgesamt ergibt die Blätterdecke eine schönes, gleichmäßiges und abstraktes Muster. Es kann sich also auch immer mal wieder lohnen, einen Blick auf den Boden zu werfen.

Farben und Kontraste

Die gezielte Manipulation von Farben und Kontrasten in der Nachbearbeitung kann auch dazu beitragen, eine abstrakte Stimmung im Foto zu erzeugen. Am besten geeignet dafür sind die sogenannten Komplementärfarben. Das sind immer zwei Farben, die sich im Farbkreis gegenüber liegen. Warum auch immer das so ist, aber diese Farbkombinationen sind für unsere menschliche Augen-Gehirn-Kombination besonders angenehm anzusehen.

Altes Gaswerk Hrensko
Altes Gaswerk (Stará plynárna) in Hrensko | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 1/30 Sekunde, ISO500, EV-0,33 | Ausrüstung: Sony RX100 VII + Polfilter für Kompaktkamera

Im Foto oberhalb habe ich die Farben (von schwarz mal abgesehen) auf zwei wesentliche reduziert. Sie liegen sich zwar nicht direkt im Farbkreis gegenüber, aber Rot und Gelb ergeben zumindest für mich als Betrachter eine angenehme Farbkombination und ein interessantes Bild. Unser Auge springt beim Betrachten eines Fotos übrigens immer zuerst zu der Stelle mit dem höchsten Kontrast im Bild. Das kannst du auch wunderbar bei dir selbst beobachten, wenn du die Fotografien von anderen ansiehst. Achte in Zukunft einfach mal darauf.

Spiegelungen

Ich liebe Spiegelungen! Sie sind für mich wie Süßigkeiten für die Augen, sehen erstaunlich interessant aus und sind vor allem auch fotografisch immer einen Blick wert. Eine natürliche Spiegelung zeigt zudem immer eine alternative Realität und lädt geradezu zu abstrakten Bildkompositionen ein. Interessant können auch Bildausschnitte sein, die z.B. nur die Spiegelung ohne Kontext zeigen oder wenn die Spiegelung in der Bildentwicklung gedreht oder noch mal gespiegelt wird. Deiner Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

See der Träume
Ein traumhafter Bergsee in Italien bei Windstille | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 1/60 Sekunde, ISO64, EV-0,67 | Ausrüstung: Nikon D810 + Nikkor 16-35mm + Polfilter

Bei der Spiegelung dieses traumhaften Bergsees im Foto oberhalb habe ich die Zwei-Drittel-Ein-Drittel Regel der Bildkomposition ignoriert und mich bewusst dafür entschieden, die Szene selbst sowie die Spiegelung jeweils zur Hälfte einzubeziehen. Durch diese Bildaufteilung sowie dem Gelb-Blau-Farbkontrast allein wirkt die Szene für mich schön abstrakt und ein wenig surreal.

In der Realität sind Spiegelungen zudem immer ein wenig dunkler als das Motiv selbst. Deswegen habe ich die Spiegelung hier in der Bildbearbeitung auch etwas heller werden lassen. So weiß der Betrachter rein aus dem Bauch heraus und einem flüchtigen Blick nicht mehr, welcher Teil des Bildes das Original und was Spiegelung ist.

Ungewöhnliche Perspektiven

Ob am Boden liegend oder durch die Lüfte fliegend, mit ungewöhnlichen Perspektiven kannst du den Betrachter deiner Bilder auch bei schon bekannten Motiven zum Erstaunen oder Träumen bringen. Probieren geht auch hierbei über Studieren.

Leg dich mal auf die Wiese und schaue mit der Kamera durch das Gras nach oben oder steig beim Fotografieren auf eine Leiter (oder das Fahrrad, das Auto oder die Schulter deiner Begleitung). Schon kleine Perspektivwechsel können einen großen Einfluss auf die Wirkung des Bildes haben.

Insel der Träume
Luftaufnahme einer Insel in Norwegen | Zum Bild

Einstellungen: F/5.6 | 1/20 Sekunde | ISO 100 Ausrüstung: DJI Phantom 4 Pro+ & Polfilter für die Drohne

Richtig abstrakte Perspektiven erreichst du am besten über ungewöhnliche Blickwinkel, die wir im Alltag selbst nie haben und deren Anblick für uns daher fast schon unrealistisch erscheint. So wie bei dieser kleinen norwegischen Insel im Foto oberhalb. Das Bild ist in relativ niedriger Flughöhe entstanden, aber durch die senkrechte TopDown Perspektive der Kamera sieht das Motiv sehr abstrakt aus.

🔎 Tipp: Falls du selbst mit einer Drohne durchstarten willst, empfehle ich dir vorher meinen Drohnenfotografie-Guide und den Artikel Beste Drohne zu lesen.

Infrarot Fotografie

Die Infrarot-Fotografie ist wie ein Blick in eine andere Dimension der Realität. Die dabei entstandenen Bilder wirken sehr surreal, abstrakt und je nach Stil der Bildbearbeitung wie eine Traumwelt. Um solche Fotos aufzunehmen, braucht es allerdings die richtige Jahreszeit (bzw. Vegetation) sowie die passenden Wetterbedingungen.

Für die Bilder meiner Dreamscapes Serie bevorzuge ich z.B. eine lockere Bewölkung am Himmel, am besten mit passenden Schäfchenwolken dazu, wenig bis kein Wind und saftige grüne Blätter an den Bäumen. Nach dem Setzen des Weißpunkts, dem Anpassen der Farbtemperatur sowie dem Tausch vom Blau und Rot Kanal in der Bildbearbeitung sieht das Foto dann ungefähr so aus wie das Beispielfoto unterhalb.

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Infrarot Landschaftsfoto | Zur Dreamscapes Serie

Einstellungen: F/5.6, 1/640 Sekunde, ISO64 | Ausrüstung: Sony F828 + IR Filter

Theoretisch kannst du Infrarotfotos mit jeder Kamera und einem anschraubbaren Infrarotfilter aufnehmen. In der Praxis eignen sich aber einige Kamera-Linsen-Kombinationen besser als andere. Bei manchen Linsen entsteht nämlich ein heller Punkt in der Mitte der Aufnahme. Zudem haben die meisten Kameras einen Infrarot Sperrfilter verbaut, der genau dieses Licht blockiert und dann in Kombination mit einem IR-Filter zu sehr langen Belichtungszeiten führt. Das bedeutet wiederum, dass du zwingend mit Stativ fotografieren musst und sich dein Motiv in der Belichtungszeit nicht bewegen sollte. Diese liegt bei Kameras mit Sperrfilter aber meistens jenseits der 20 Sekunden, was dann zu unscharfen Aufnahmen führen kann.

Um diesen Einschränkungen beizukommen, kannst du den Sperrfilter deiner Kamera entweder entfernen lassen oder dir eine Kamera kaufen, bei der du den Filter wegklappen kannst. Ich habe mir dafür eine gebrauchte Sony F828 bei eBay gekauft. Der Sperrfilter lässt sich von außen per Magnet einfach wegklappen und schluckt somit kein Licht mehr. Mit diesem Setup kann ich nun Infrarotfotos locker aus der Hüfte fotografieren.

Tipps zum Fotografieren abstrakter Landschaftsfotos

Die abstrakte Landschaftsfotografie ist stark von deiner kreativen Interpretation der Natur geprägt und bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, die natürliche Umgebung auf unkonventionelle Weise darzustellen.

Hier sind ein paar Tipps zum Fotografieren von abstrakten Landschaften.

Formen und Strukturen

Bei der abstrakten Landschaftsfotografie geht es sehr viel um interessante Formen und spannende Strukturen, nicht unbedingt so sehr um das Motiv selbst. Konzentriere dich darauf, interessante Formen, Linien und Strukturen in der Landschaft zu finden und diese dann visuell ansprechend im Bild zu arrangieren.

Abstrakter Gletscherfluss von oben fotografiert
Abstrakter Gletscherfluss von oben fotografiert | Zum Bild

Einstellungen: F/2.8 | 1/250 Sekunde | EV-0,33 | ISO100 Ausrüstung: DJI Air 2S & Polfilter für die Drohne

Dabei kann es sich um natürliche Elemente wie Flüsse, Berge, Felsen oder Bäume, aber auch um menschengemachte Strukturen wie Felder, Beete oder Plantagen handeln. Das Foto oberhalb zeigt z.B. ein sehr breites und weitverzweigtes Flusssystem eines Gletschers auf seinem Weg zum Meer. Wenn du als Betrachter nicht weißt, wie sowas aussieht und du keine Erklärung oder Bildbeschreibung dazu hast, findest du nur schwer heraus, was du dir da eigentlich ansiehst.

Mehrfachbelichtungen

Die Kombination von mehreren Bildern in einer Aufnahme kann zu wunderschönen surrealen und abstrakten Ergebnissen führen. Um diese Aufnahmetechnik zu meistern, wirst du wahrscheinlich einiges an Zeit investieren müssen. Mit einschlägiger Praxiserfahrung eröffnet dir diese Methode dann aber viel Raum für experimentelle Gestaltung.

Eine Mehrfachbelichtung (zwei oder mehr Bilder) kannst du, wenn deine Kamera das unterstützt, schon während der Aufnahme in der Kamera produzieren. So bekommst du dann im besten Fall eine RAW Datei der Doppelbelichtung, mit der du dann wie gewohnt weiter arbeiten und das Foto in der digitalen Dunkelkammer entwickeln kannst.

Abstrakter Fluss im Wald
Abstrakter Fluss im Wald | Zum Bild

Einstellungen: F/11, 0.5 Sekunden, IS400 | Ausrüstung: Nikon D850 + Nikkor 24-120mm + Polfilter + Stativ

Die andere Möglichkeit ist, zwei (oder mehr) separate Aufnahmen anzufertigen und diese dann in der digitalen Nachbearbeitung übereinander zu legen. Auf diesem Weg hast du natürlich viel mehr Freiheiten und mehr Einfluss auf den Look des fertigen Fotos, da du z.B. den Modus der Ebenen-Überblendung sowie die Deckkraft frei wählen und bestimmte Teile des Bildes maskieren kannst. Aber auch hier gilt: „Probieren geht über Studieren!“ und „Übung macht den Meister“.

💡 Bonus: Mehr motivierende Fotografie Sprichworte und kluge Zitate bekannter Fotografen findest du im verlinkten Artikel.

Minimalismus

Durch die Reduzierung von Bildelementen auf das absolut Wesentliche kannst du mit bewusst eingesetztem Minimalismus in der abstrakten Landschaftsfotografie eine starke Wirkung erzielen. Klare Linien, leere Räume und einfache Kompositionen stehen hierbei im Vordergrund. Solche unaufgeregten und minimalistischen Bilder lösen beim Betrachter im besten Fall neben Erstaunen auch innere Ruhe aus.

Abstrakte Muster im Fluss von oben fotografiert
Abstrakte Muster im Wasser | Zum Bild

Einstellungen: F/2.8 | 1/160 Sekunde | EV-0,33 | ISO100 Ausrüstung: DJI Air 2S & Polfilter für die Drohne

Die Luftaufnahme oberhalb zeigt abstrakte Muster in einem flachen Gewässer. Der Blick des Betrachters wandert von unten links, dem Bereich mit dem größten Kontrast über die Formen und Linien durch das Bild bis hin zur oberen rechten Ecke. Nur schwer in dieser kleinen Web-Version als zwei kleine Punkte zu sehen, sind zwei weiße Vögel, die dort ganz gemütlich im Wasser stehen und sich von oben fotografieren lassen.

Experimente mit Licht

Fotografieren wird auch als „malen mit Licht“ bezeichnet. Auch bei der abstrakten Landschaftsfotografie kannst du mit dem Licht experimentieren und es entweder verstärken oder absichtlich abschwächen. Die bereits oben vorgestellte Langzeitbelichtung intensiviert z.B. das schon natürlich vorhandene Licht. Obendrein kannst du zusätzliche Filter verwenden, um Farben oder Intensität des Lichts zu verändern.

Das Spiel mit Licht und Schatten kann in der abstrakten Landschaftsfotografie besonders effektiv sein. Spezielle Lichtverhältnisse wie Morgen- und Abendlicht oder das Licht der Blauen Stunde in Kombination mit Filter und kreativen Aufnahmetechniken können dabei die faszinierendsten Effekte erzeugen.

Anleger bei Zingst zum Sonnenuntergang
Alter Anleger zum Sonnenuntergang als Langzeitbelichtung | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 30 Sekunden, ISO200 | Ausrüstung: Nikon D810 + Nikkor 16-35mm + Polfilter

Diese Langzeitbelichtung von der Ostseeküste im Foto oberhalb zeigt dieses Zusammenspiel zwischen dem dunklen, schattigen Anleger und dem hellen, intensivem Himmel. Außerdem sorgen die 30 Sekunden Belichtungszeit dafür, dass das Meer glatt wie ein See wird und dabei die Farben des Himmels aufnimmt und reflektiert. Diese intensiven Sonnenuntergangsfarben waren mit dem bloßen Auge nicht zu sehen, sondern werden erst durch die Langzeitbelichtung in Kombination mit dem Polfilter im Foto sichtbar.

Wetter und Jahreszeiten

Die sich ständig verändernden unterschiedlichen Wetterbedingungen und Jahreszeiten bieten über das Jahr hinweg vielfältige Möglichkeiten für abstrakte Landschaftsfotografie. Regen, Nebel, Schnee oder intensiver Sonnenschein einer tief stehenden Sonne können jeweils einzigartige Stimmungen schaffen. Nutze diese besonderen Wetterbedingungen und Phänomene dabei, um Orte und Landschaften in deinen Bildern so zu zeigen, dass sie eben nicht alltäglich aussehen.

Abstrakter See
Abstrakter See | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 13 Sekunden, ISO64, EV-0,33 | Ausrüstung: Nikon D850 + Nikkor 16-35mm + Polfilter + Stativ

Der Wasserstand in diesem regulierten See im Harz ändert sich im Laufe der Jahreszeiten immer mal wieder. Die Steine im Bild sind normalerweise gar nicht zu sehen und verbergen sich unter der Wasseroberfläche. Auch die Bewölkung, der Wind sowie die späte Tageszeit zur Blauen Stunde – all diese Zutaten waren nötig, damit das Ergebnis aussieht wie im Foto oberhalb. Die Bäume am Ufer habe ich mit Absicht nicht in die Bildkomposition integriert, sondern nur ihre Spiegelung im Wasser.

📸 Bonus: In meinem Wetter-Guide für Landschaftsfotografie findest du darüber hinaus viele praktische Tipps und Motivideen für jede Wetterlage.

Reflexionen

Genau solche Wetterphänomene, intensives Licht oder Spiegelungen wie im Beispiel oberhalb sind ein riesiger Spielplatz für kreative Fotografen. Der erste Schritt, um solche Fotos zu komponieren, ist das Sehen solcher Motive zu üben. Denn erst, wenn du das Potenzial solcher Szenen vor Ort erkennen kannst, kannst du es auch für deine Fotografie nutzen.

Es gibt sehr viel Lektüre mit Übungen dazu. In meinem Artikel über Bildkomposition sind ebenfalls Übungen zum Sehen enthalten. Wenn du lieber in einem Buch blättern und dich inspirieren lassen willst, kannst du mal einen Blick in die Kunst des Sehens werfen.

See der Spiegelung
Reflexion im Bergsee | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 1/25 Sekunde, ISO250, EV-2 | Ausrüstung: Nikon D810 + Nikkor 16-35mm + Polfilter

Ruhige Wasserflächen bieten oft die Möglichkeit, abstrakte Reflexionen einzufangen. Je nachdem, wie stark die Bewegung im Wasser ist, können in den Spiegelungen faszinierende Muster und Formen entstehen. Beim Beispielbild oberhalb habe ich den Himmel nicht in die Bildkomposition einbezogen, sondern zeige das letzte Licht des Tages auf den Berggipfeln nur in der Spiegelung unten im Bild.

Farbpalette

Natürlich auftretende Farbkombinationen und ganze Farbpaletten kannst du ebenfalls wunderbar für abstrakte Landschaftsfotos nutzen. Dabei kann die Auswahl und die jeweilige Betonung bestimmter Farben eine wichtige Rolle für die Wirkung des Fotos spielen. Als Fotograf kannst du durch gezielte Farbkontraste (Stichwort Komplementärfarben) oder Konvertierung ins Monochrome die emotionale Wirkung deiner Bilder stark beeinflussen. Wenn du tiefer in das Thema einsteigen und die Kunst, Farben zu verwenden lernen willst, dann schaue mal beim großen Buch der Farben vorbei.

Wald von oben im Harz
Farbpalette im Wald von oben fotografiert | Zum Bild

Einstellungen: F/5.6 | 1/13 Sekunde | ISO100, EV-1 | Ausrüstung: DJI Phantom 4 Pro+ + Polfilter für die Drohne

In der Natur explodieren die Farben im Frühling und im Herbst und es gibt teilweise ganze Farbpaletten zu sehen. Im Sommer gibt es hingegen eher interessante Farbkombinationen und der Winter lädt dazu ein, mal den monochromen Ansatz auszuprobieren. Das Beispielfoto oberhalb zeigt die ganze Farbpalette des Herbstes im Wald, abstrakt von oben und senkrecht nach unten fotografiert.

Bewegungen darstellen

Das Einfangen von natürlichen Bewegungen in der Landschaft kann zu sehr abstrakten Landschaftsaufnahmen führen. Auch hierbei besteht die Kunst darin, diese Bewegungen zunächst überhaupt zu erkennen und bewusst in eine gelingende Bildkomposition zu integrieren. Du kannst dafür zum Beispiel nach schnell ziehenden Wolken, fließenden Gewässern mit Stromschnellen oder einer interessanten Brandung Ausschau halten und deren Wirkung mithilfe von Filtern und einer Langzeitbelichtung im Foto einfangen.

Andersherum kannst du Bewegungen in der Landschaft aber auch einfrieren und sie damit betonen. Das kann ebenfalls zu dynamischen und abstrakten Bildern führen. Für das Einfrieren kannst du mit sehr schnellen Verschlusszeiten oder gezielten Bewegungen mit der Kamera (mitziehen) experimentieren.

Langzeitbelichtung am See
Langzeitbelichtung im Sturm am See | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 80 Sekunden, ISO100 | Ausrüstung: Canon 5D + Canon L 16-35mm + Polfilter

Im Beispielbild oberhalb habe ich die Bewegung der Sturmwolken mithilfe einer 80 Sekunden Belichtung eingefangen. Damit ich tagsüber auf eine derart hohe Verschlusszeit komme, habe ich Graufilter in Kombination mit dem Polfilter verwendet. Die sehr lange Belichtungszeit glättet auch das Wasser im See und zeigt den Wind an den Pflanzen im Bildvordergrund. Eine abstrakte Landschaftsaufnahme, die trotz ihrer partiellen Unschärfe für mich funktioniert, da diese gezielt die natürliche Bewegung der Elemente zeigt.

Digitale Bildbearbeitung

Die digitale Bildbearbeitung spielt eine wichtige Rolle in der abstrakten Landschaftsfotografie. Experimentiere mit Kontrasten, Farbtönen und anderen Bildbearbeitungswerkzeugen, um das von dir im Kopf vorhandene Foto am Bildschirm entstehen zu lassen. Lenke den Blick, verstärke die Bildkomposition und ändere die Farben, um zu dem von dir gewünschten Ergebnis zu gelangen.

Abstrakte Paradies Insel
Eine paradiesische Insel in Schweden | Zum Bild

Einstellungen: F/2.8 | 1/250 Sekunde | ISO100 Ausrüstung: DJI Air 2S & Polfilter für die Drohne

Die oben genannten Methoden sind dabei sogar eher die dezenten Bildbearbeitungstechniken. Dir stehen aber in dieser Form der Landschaftsfotografie alle Möglichkeiten offen. Du kannst dabei aber auch mal gepflegt komplett ausrasten und perspektivische Verformungen vornehmen, störende Teile des Bildes ohne mit der Wimper zu zucken, komplett entfernen und es nach deinem Belieben in alle Richtungen drehen und spiegeln und dabei schauen, wo dich die Reise hinführt. Das ist die Möglichkeit, dich mal richtig in Lightroom und Photoshop auszutoben.

Spaß am Fotografieren und Probieren

Es gibt einen Fotografie-Spruch, der sinngemäß lautet: „Der beste Fotograf ist der, der den meisten Spaß beim Fotografieren hat.“ Ich finde es sehr wichtig, dass du nicht Ergebnis orientiert an die abstrakte Landschaftsfotografie herangehst, sondern vor allem Spaß am Fotografieren und Probieren hast. Die Ergebnisse kommen dann nämlich von ganz alleine.

Abstrakter Gletscher Fluss von oben
Abstrakter Gletscherfluss | Zum Bild

Einstellungen: F/2.8 | 1/50 Sekunde | EV-0,33 | ISO100 Ausrüstung: DJI Air 2S & Polfilter für die Drohne

Die abstrakte Landschaftsfotografie bietet dir als Fotografen genug Raum für deinen individuellen Ausdruck. Du kannst dabei über die konventionelle Darstellung von Landschaften hinauszugehen und deiner Kreativität und Experimentierfreude freien Lauf lassen, denn sie spielen eine zentrale Rolle bei dieser Art des Fotografierens.

Sei also ruhig experimentierfreudig und scheue nicht davor zurück, richtig kreativ zu werden. Probiere all die unterschiedlichen Aufnahmetechniken und Ansätze aus, kombiniere sie vielleicht sogar miteinander, um so wirklich einzigartige und persönliche Bilder mit Bedeutung für dich zu erschaffen.

Die besten abstrakten Landschaftsbilder erfordern oft Geduld und eine sehr gute Beobachtung im Vorfeld. Nimm dir Zeit, um die Umgebung zu studieren und die besonderen Merkmale zu identifizieren, die du dann im Bild zeigen und betonen möchtest.

Ausrüstung für abstrakte Landschaftsfotografie

Um abstrakte Landschaftsfotos zu kreieren, brauchst du keine besondere Fotoausrüstung. Meistens sind es eher die Ideen und die Art der Umsetzung, die ein gelingendes Foto ausmachen. Allerdings ist es sehr hilfreich, wenn du an deiner Kamera die Einstellungen des fotografischen Dreiecks beeinflussen kannst. Das heißt, du solltest den Aufnahmemodus und vor allem die Verschlusszeit, die Blende und die Empfindlichkeit des Sensors (ISO) nach deinen Wünschen anpassen können. Mehr zu den Wechselwirkungen der gängigen Kameraeinstellungen findest du im verlinkten Artikel. Falls du noch auf der Suche nach einer neuen Kamera bist, dann bitte hier entlang.

Fotoausrüstung Landschaftsfotografie
Meine Fotoausrüstung für abstrakte Landschaftsfotografie

Selbst um ungewöhnliche Perspektiven zu erreichen, brauchst du nicht zwangsläufig eine fliegende Kamera. Für die sogenannten TopDown Shots kannst du deine Kamera z.B. auch vom Stativ aus senkrecht auf den Boden ausrichten oder zusätzlich eine Leiter benutzen, um mehr Höhe und somit mehr Abstand zum Motiv zu gewinnen. Falls du doch richtig abheben möchtest, findest du hier eine passende Drohne und einen Drohnenfotografie-Guide dazu.

🔎 Buchtipps: Als Erweiterung des Artikels kannst du bei Interesse gern mal einen Blick in die Bücher „Kreative Naturfotografie: Naturmotive mit anderen Augen sehen und fotografieren“ und „Der abstrakte Blick: Eine Kompositionsschule für künstlerische Fotografie“ werfen.

Kreative Naturfotografie
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Fazit: Abstrakte Landschaftsfotografie

Die abstrakte Landschaftsfotografie ist nicht nur visuell aufregend und spannend, sondern macht durch das viele Experimentieren mit der Kamera vor Ort am Motiv auch einfach sehr viel Spaß!

Das Bild unterhalb habe ich beispielsweise im Hochformat aufgenommen, allerdings schon mit der Intention, es dann später bei der Bildbearbeitung um 90° im Uhrzeigersinn zu drehen. Auf den ersten Blick sieht es fast wie ein von Software generiertes Bild aus, aber bei genauer Betrachtung siehst du, dass es einfach nur ein rotiertes Foto mit einer Spiegelung ist.

Abstrakte Herbstspiegelung
Abstrakte Herbstspiegelung | Zum Bild

Einstellungen: F/8, 1/60 Sekunde, ISO200, EV-0,33 | Ausrüstung: Nikon D850 + Nikkor 70-300mm + Polfilter + Stativ

Bei der abstrakten Landschaftsfotografie kannst du dich eben komplett austoben und deiner Kreativität freien Lauf lassen. Das finale Foto muss dabei keinen allgemeinen Konventionen entsprechen und kann trotzdem funktionieren. Wie hat der Landschaftsmaler Bob Ross schon gesagt: Let’s get crazy!

Ich hoffe, dieser Artikel gibt dir einen Anreiz und inspiriert dich dazu, diese Form der Landschaftsfotografie in Zukunft selbst einmal auszuprobieren!

Was hältst du von der abstrakten Landschaftsfotografie? Hast du einige der Aufnahmetechniken schon selbst ausprobiert und Fragen? Dann schreib mir gern in den Kommentaren!

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Veröffentlicht von

Ich bin Dave und seit über 20 Jahren leidenschaftlicher Landschaftsfotograf und Buchautor. Meine Erfahrungen und mein über die Jahre zusammengetragenes Wissen der Landschaftsfotografie gebe ich gern hier auf diesen Seiten in den Rubriken Tutorials, Ausrüstung und Reisen an dich weiter. Um zukünftig keinen dieser Beiträge mehr zu verpassen, kannst Du einfach meinen kostenlosen Newsletter abonnieren oder den ebenso kostenlosen RSS Feed benutzen. Eine kleine Auswahl meiner Landschaftsfotos findest du hier in der Galerie und auf meiner persönlichen Foto-Webseite.

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