Letztes Update: 08.02.2024

In diesem Artikel stelle ich dir den Fotografie Kodex mit seinen 10 Punkten vor. Der Leitfaden gibt allen, die Fotos in der Natur und von Landschaften erstellen, vernünftige Verhaltensregeln für den Schutz und Erhalt der Natur und für einen entspannten Umgang miteinander an die Hand.

Warum brauchen wir den Fotografie Kodex

Leider bevölkern, in einem scheinbar unaufhaltsam wachsendem Tempo, immer mehr Menschen diese schöne Welt. Auch die Anzahl der Fotografen nimmt ständig zu. Darunter sind viele Menschen, die die Natur wertschätzen und sie achten.

Es gibt aber leider auch eine immer größer werdende Gruppe von Leuten, die nicht primär wegen des Naturerlebnisses dorthin gehen, sondern deren vorrangiges Ziel es ist, sich vor einer schönen Kulisse selbst in Szene zu setzen. Das Selfie mit dem Handy steht dabei leider oft über dem Naturschutz. Diesen Leuten geht es nicht um die Natur oder deren Erhalt, sondern nur um die Reaktion ihrer Mitmenschen auf das Bild in den Sozialen Medien.

Warum brauchen wir den Fotografie Kodex
Touristen am Preikestolen in Norwegen

Selbstdarstellung scheint in diesen Kreisen das Wichtigste zu sein. Die Natur wird bei dieser Inszenierung nur als Begleiterscheinung wie ein unscharfes Bokeh wahrgenommen. Dafür werden die markierten Pfade verlassenen, wilde und filigrane Blumen zertrampelt, Feuer angezündet, sich rücksichtslos vorgedrängelt und egoistisch mitten in die Bildkomposition eines anderen Fotografen gestellt und nicht zuletzt ohne entsprechende Kenntnis oder Ausrüstung werden waghalsige Touren in gefährliches Gelände unternommen.

Die 10 Punkte des Fotografie Kodex sollen vor allem dem Erhalt und dem Schutz der Natur zugutekommen, aber auch einen gepflegten Umgang unter Fotografen kultivieren.

Der Fotografie Kodex – 10 Punkte

Mithilfe der folgenden 10 Verhaltensregeln und Leitlinien kann jeder seinen Teil zum Naturschutz und einem besseren Miteinander beitragen.

1. Hinterlasse keinen Müll

Es sollte heutzutage, bei dem weltweit wachsendem Umweltbewusstsein, eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber leider immer noch nicht. Bitte hinterlasse keinen Müll an den Orten, die du besuchst und fotografierst oder auf Weg dorthin! Dazu zählen leere Wasserflaschen, Bierdosen, Alupapier und nicht zuletzt auch Zigarettenstummel. Leider habe ich das alles schon gesehen. Hinterlasse den Ort so, wie auch du ihn gern vorfinden würdest. Das bedeutet, sei ein Vorbild und nimm zur Not auch den Müll von anderen mit, die geistig noch nicht so weit sind.

2. Achte auf deine Sicherheit

Oft bin ich beim Fotografieren, ähnlich wie beim Programmieren, in einer Art Tunnel und dabei voll konzentriert und blende alles andere aus. Das kann allerdings gefährlich werden. Wenn du dich z.B. sehr nah an der Brandung und den Wellen im Meer, an einer steilen Felsklippe oder an einer befahrenen Straße befindest, denke an deine eigene Sicherheit.

Fotografie Kodex - Achte auf deine Sicherheit
Person am Abgrund am Preikestolen in Norwegen

Achte beim Fotografieren auf deine Umgebung und gucke nicht nur durch den Sucher. Das eigene Überleben ist wichtiger, als den perfekten Moment zu erwischen. Sei dir beim Fotografieren deiner direkten Umgebung immer bewusst.

3. Schütze die Natur

In den vergangenen Jahren wurde es immer beliebter, Motive und Bildkomposition regelrecht zu arrangieren und Objekte wie z.B. Blätter oder ganze Pflanzen im Bild gezielt an bestimmten Positionen zu drapieren. Das steht natürlich jedem frei, aber zerstöre dabei nicht die Natur um das eigentliche Motiv herum. Das bedeutet, reiße und knicke keine Pflanzen mutwillig ab, zertrampele keine Beete, Moose oder Felder.

4. Respektiere Privatbesitz

In einigen Ländern, wie z.B. Island, Schottland aber auch Norwegen, liegen auch bekannte Fotomotive teilweise auf Privatbesitz oder du musst private Straßen oder Wege benutzen um dorthin zu gelangen. Das wird von den Landbesitzern zwar meistens toleriert, sollte dem aber nicht so sein, musst du das respektieren. Das gilt genauso für Lost Places, Häuser oder Gärten.

5. Grüße Sinnesgenossen

Klingt relativ simpel, oder? Ist es auch. Grüße ruhig mal die Fotografen Kollegen und andere Sinnesgenossen und Naturliebhaber, wenn du ihnen irgendwo da draußen begegnest. Kunst ist kein Wettkampf und wir sind keine Konkurrenten, sondern eben Gleichgesinnte. So sollten wir uns auch begegnen.

Fotografie Kodex - Sei nett zu den Kollegen
Freakschutzgebiet in Italien

6. Wer zuerst kommt mahlt zuerst

Kommst du zu spät an deiner Fotolocation an und der Spot ist schon besetzt, dann akzeptiere das und stell dich nicht einfach frech davor oder drängele dich auf Krampf dicht daneben. Ein freundlicher Gruß und ein Gespräch helfen da oft wahre Wunder und am Ende hat jeder das Foto im Kasten, das er wollte.

7. Blockiere den Spot nicht unnötig

Auf der anderen Seite gilt natürlich genau das Gleiche. Solltest du schon vor Ort sein und den „besten“ Platz innehaben, halte ihn nicht unnötig besetzt oder blockieren ihn. Gib anderen auch die Möglichkeit, ihre Fotos in den Kasten zu bekommen.

Fotografie Kodex - Blockiere nicht andere Fotografen
Fotografieren auf dem Gipfel des Reinebringen auf den Lofoten

8. Achte die Regeln in Nationalparks

In Nationalparks und Naturschutzgebieten gelten weltweit besondere Regeln. Darunter fällt z.B. auch das Verlassen von Straßen und Wegen in sensiblen Gebieten, das wilde Campen, Feuer anzünden, nachts Krach machen und die Tiere in den Schutzzonen stören.

Im Hochland von Island habe ich leider schon oft gesehen, dass die markierten Straßen mit den großen Allradfahrzeugen verlassen wurden, und quasi nur zum Spaß und dem eigenen Vergnügen das filigrane Moos überfahren wurde. In dem nordischen, kalten Klima brauchen diese Pflanzen oft Jahrzehnte, um sich von so einer sinnlosen Aktion zu erholen.

9. Spezialfall Drohnenfotografie

Die Drohnen Fotografie und auch das Filmen aus der Luft sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Allerdings gibt es dabei einige Regeln und Vorschriften zu beachten. Welche das sind, erfährst du in meinem ausführlichen Artikel über die Drohnenfotografie. Dazu gibt es noch viele nützliche Tipps und Tricks sowie eine kostenlose Checkliste [PDF] zum Downloaden.

Sunnmore Alpen Norwegen
Bei der Drohnenfotografie gibt es vieles zu beachten

10. Den Spaß nicht vergessen

Bei all den Vorschriften und dem eigenen Ehrgeiz darfst du aber nicht vergessen, warum du überhaupt mit der Fotografie angefangen hast. Das Ganze soll ja am Ende vor allem Spaß machen und dein Leben bereichern. Genieße die Zeit draußen und nimm dir Zeit, dich mit deinen Motiven auseinanderzusetzen und eine durchdachte Bildkomposition zu kreieren, anstatt nur Schnappschüsse von den Orten mit nach Hause zu nehmen.

Der Fotografie Kodex – Flyer

Der Kollege Jaworskyj hat, im Rahmen seines Foto-Reisführers, die wichtigsten Punkte des Fotografie Kodex in einem Flyer zusammen gefasst. Dieser darf gern überall geteilt werden, um so mehr Sensibilität für den Umgang mit der Natur und mit anderen Fotografen im Rahmen der Natur- und Landschaftsfotografie zu schaffen.

Für das Teilen des Leitfadens und der Verhaltensregeln in den Sozialen Medien, Blogs und auf anderen Foto Seiten und Foren kannst du der Flyer von Benjamin Jaworskyj benutzen oder auch gern auf diese Seite hier und den Artikel verlinken.

Fotografie Kodex
Fotografie Kodex – Download

Download des Kodex zum Teilen und Freunden und Kollegen: Große Variante | Handy Variante

Nature First: weltweite Variante des Fotografie Kodex

Die Nature First Initiative ist die internationale Variante des Fotografie Kodex. Vor einiger Zeit habe ich die Prinzipien und die Philosophie dahinter in einem eigenen Beitrag vorgestellt. Sie stellen den Umgang von uns Fotografen mit der Natur noch mehr in den Vordergrund.

Die 7 Prinzipien

Hier nur eine kurze von mir übersetze Version der sieben Prinzipien von Nature First Photography. Eine ausführlichere Version mit Erläuterungen findest du auf dieser Seite auf englisch.

Nature First Logo
Nature First Alliance
  1. Das Wohlergehen der Natur sollte dir wichtiger sein, als die Fotografie
  2. Informiere dich im Vorfeld gut über die Orte die du fotografierst
  3. Denke über die möglichen Auswirkungen deines Handelns nach
  4. Übe dich in Diskretion, wenn du den Standort fotografierter Orte weitergibst
  5. Kenne die Regeln und Vorschriften des Ortes, wo du fotografieren willst – und befolge sie
  6. Befolge immer die „Leave No Trace“-Prinzipien (z.B. keinen Müll zurücklassen, nichts zerstören usw.) und bemühe dich, die Orte besser zu verlassen, als du sie vorgefunden hast
  7. Werbe für diese Prinzipien und informiere andere darüber
Leave No Trace Logo – Link zur Webseite

Was sind deine Erfahrungen

Was sind deine Erfahrungen in Bezug auf Landschaftsfotografie und den Umgang mit der Natur und den Fotografen untereinander? Hattest du schon Probleme mit anderen an einem Fotospot oder hast dich über das verantwortungslose und egoistische Verhalten anderer geärgert?

Ich habe in den letzten 15 Jahren Landschaftsfotografie überwiegend positive Erfahrungen mit anderen Fotografen gemacht. Ich sehe aber auch, dass immer mehr Menschen in die wenigen Nationalparks und Naturrefugien strömen und es dort immer voller wird. Auch zu Uhrzeiten, an denen man sonst als Fotograf meistens allein war.

Zum Beispiel der mittlerweile ziemlich bekannte Kleine Winterberg in der wundervollen Sächsischen Schweiz. Vor zehn Jahren stand ich dort morgens um 5 Uhr zum Sonnenaufgang noch alleine da und hatte die grandiose Aussicht für mich. Bei meinem letzten morgendlichen Besuch dort, waren da gleich mehrere Gruppen von Leuten, die sich teils selbst (ganz Instagram-Style in extra mitgebrachten Kleidern und mit typischen Hüten) inszenierten, teils aber auch die Natur und die schöne Landschaft an sich fotografieren wollten. Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?

Fazit

In Zeiten einer globalen Überbevölkerung, einer übertriebenen Selbstdarstellung und der Verbreitung und Bekanntmachung schöner und fotogener Orte in den Sozialen Medien ist jeder Einzelne von uns umso mehr in der Pflicht, Rücksicht auf die Natur und andere Lebewesen im öffentlichen Raum zu nehmen. Sie zu achten und zu respektieren, damit wir alle auch in Zukunft noch solche Orte erleben und fotografieren können.

Touristen am Skogafoss
Touristen am Skogafoss

Die obigen Punkte sollten schon einmal ein guter Startpunkt für alle sein, denen die Natur und unsere gemeinsame Zukunft als Fotografen hier auf der Erde wichtig sind. Hast du darüber hinaus noch andere Punkte, die unbedingt mit auf solche eine Liste sollten oder andere Anmerkungen? Dann schreib es mir gern in den Kommentaren!

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Veröffentlicht von

Ich bin Dave und seit über 15 Jahren leidenschaftlicher Landschafts- und Architekturfotograf. Meine Erfahrungen und mein über die Jahre zusammengetragenes Wissen in diesen Bereichen der Fotografie gebe ich gern hier auf diesen Seiten in den Rubriken Tutorials, Ausrüstung und Reisen an dich weiter. Um zukünftig keinen dieser Beiträge mehr zu verpassen, kannst Du einfach meinen kostenlosen Newsletter abonnieren oder den ebenso kostenlosen RSS Feed benutzen. Eine kleine Auswahl meiner Landschaftsfotos findest du hier in der Galerie und auf meiner persönlichen Foto Webseite.

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2 Kommentare

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  1. Hallo Dave,
    Du sprichst einen wichtigen Punkt, der eigentlich selbstverständlich sein sollte. Leider ist er es nicht für jeden. Ich habe schon erlebt, dass „Fotografen“ den Fliegenpilz kaputtgetreten haben, damit ich ihn nicht mehr fotografieren kann. Früher haben Libellenfotografen die Libellen mit Eiswasser besprüht, damit sie länger sitzen bleiben und so länger im schönsten Sonnenlicht fotografiert werden konnten. Viele Libellen haben dies nicht überlebt.
    Auf der Islandreise hat uns die Reiseführerin auf 2 Regeln auf Island aufmerksam gemacht.
    1. Gehe nie an einen Fluss, wenn Angler dort stehen. Mindestens 100 Meter Abstand sind Pflicht.
    2. Laufe nie durch eine Sommerwiese mit hohem Gras. Dies braucht der Bauer um die Schafe im langen Winter durchfüttern zu können.

    Jeder Fotograf sollte sich vor Augen halten, dass sein Verhalten für Außenstehende als Verhalten aller Fotografen gedeutet werden. Dann heißt es „Ich habe selbst gesehen, wie Fotografen…“
    Auf der anderen Seite habe ich auch schon viele nette Gespräche mit anderen Fotografen gehabt und so gab es für beiden Seiten einen hilfreichen Erfahrungsaustauch.

    In diesem Sinne, wenn jeder einen kleinen Beitrag dazu leistet indem er den Kodex anwendet, dann macht auch die Fotografie mehr Spaß.

    Gruß Bernd

    1. Hallo Bernd,

      und danke für deinen Kommentar! Genau, es „sollte“ selbstverständlich sein, aber naja…

      Das mit dem Motiv zerstören ist ja z.B. absolut unterste Schublade.
      Genau, die Freiheit und die Möglichkeiten, die wir jetzt noch auf Island oder in Norwegen genießen können, werden nämlich bedauerlicherweise genau mit solchen Verhalten kaputtgemacht. Ich bin schon gespannt, wann es in den beiden Ländern mit Verboten und Einschränkungen losgeht, weil die Leute sich nicht vernünftig verhalten können.

      Dass das Verhalten einiger weniger von Außenstehenden gleich auf alle Fotografen übertragen wird, ist ein guter Punkt und wichtiger Hinweis. Genau das Gleiche ist auch mit der Drohnenfotografie in den letzten Jahren passiert. Einige wenige Negativbeispiele wurden direkt auf alle Drohnenpiloten übertragen und immer mehr Regeln, Gesetze und Einschränkungen geschaffen.

      Da hast du recht. Je mehr Leute sich daran halten, umso mehr Spaß haben am Ende alle.

      Beste Grüße,
      Dave

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